Halbfinale in Wimbledon: Der Unkaputtbare Nadal gegen den Bad Boy Kyrgios


London

Rafael Nadal gegen Nick Kyrgios – ein Duell der Gegensätze: Das Halbfinale am Freitag könnte eines der spektakulärsten Tennis-Matches in Wimbledon werden. Aber: Kann der Spanier überhaupt spielen?

Nick Kyrgios denkt groß, mit Kleinigkeiten hält sich Australiens Wüterich nicht so gerne auf. Das Wimbledon-Halbfinale zwischen ihm und Rafael Nadal am Freitag könne das meistgesehene Match der Tennis-Geschichte werden, kündigte „King Kyrgios“ nach seinem lockeren Viertelfinalsieg gegen den Chilenen Cristian Garin gewohnt unbescheiden an. Es werde ein echter Blockbuster, für jeden Menschen auf der Welt.

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Kann ja sein – wenn es denn diesen Blockbuster überhaupt geben wird. Niemand, wirklich niemand hätte nämlich nach dem ersten Satz zwischen Nadal und Taylor Fritz (USA) am Mittwoch noch einen Cent auf den Spanier gesetzt. Der König der Schmerzen schien am Ende, seine Aufschläge trudelten über das Netz, Fritz musste eigentlich nur noch abwarten. Vier Stunden und vier Sätze später ging Nadal zum Handschlag nach vorne. Als Sieger. Seine lapidare Diagnose: „In den Bauchmuskeln ist irgendetwas nicht in Ordnung.“

Ob es wieder in Ordnung kommt bis zu diesem angeblich größten Match der Geschichte gegen den schillernden Bad Boy Kyrgios – das wusste Nadal nach seinem unfassbaren Fünfsatzsieg gegen Fritz selbst nicht so genau. Er sei es „gewohnt, Schmerzen zu haben“, aber „zweifellos war heute der schlimmste Tag. Es war eine deutliche Zunahme der Schmerzen und Einschränkungen.“ Für Donnerstag kündigte der Spanier „einige weitere Tests“ an, es sei „schwer zu sagen“, ob er gegen Kyrgios antreten könne.

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Nach Informationen der spanischen Sporttageszeitung Marca hat sich Nadal in der betroffenen Muskulatur einen Sieben-Millimeter-Riss zugezogen, will aber dennoch versuchen, zu spielen. Wenn er es wirklich kann, dürfen sich die Fans sicher auf ein spektakuläres Duell freuen.

Zweimal standen sich die beiden so unterschiedlichen Charaktere bislang in Wimbledon gegenüber: Im Achtelfinale 2014 gewann überraschend der damals 19-jährige Kyrgios, 2019 in der zweiten Runde hieß der Sieger Nadal. „Es wäre ein tolles Match, er ist ein unfassbarer Spieler und ein guter Typ“, sagte Kyrgios nach seinem mühelosen Viertelfinalsieg gegen Garin.

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Und vielleicht ist Kyrgios, der Wüterich, der polarisiert, wie es nicht einmal John McEnroe zu seinen besten Zeiten geschafft hat, ja ganz tief im Innern auch ein guter Typ. Steinig sei sein Weg gewesen, sagte er, aber jeder Schritt sei es wert gewesen. Und jetzt stehe er eben hier, im Halbfinale von Wimbledon, obwohl er zu Beginn des Jahres gar nicht gewusst habe, ob er überhaupt eine richtige Planung für sein Tennisjahr zusammenkriegen würde – Depressionen und Suizidgedanken inklusive.

Und nun eben dieses Match, von dem Nadal gar nicht weiß, ob er es überhaupt spielen kann. Sein Vater Sebastian und seine Schwester Maria drängten ihn schon nach dem ersten Satz gegen Fritz auf der Tribüne gestikulierend zur Aufgabe. „Ich hasse es, mitten in einem Match auszusteigen“, sagte Nadal, „deshalb habe ich es einfach versucht, und es hat funktioniert.“ Wie schon so oft. Trotz chronischer Probleme mit dem linken Fuß, trotz lädierter Bauchmuskeln, trotz fortwährender Schmerzen.

Kyrgios muss in Wimbledon übrigens auf die Unterstützung seiner engsten Angehörigen verzichten. Seine herzkranke Mutter könne sowieso keine weiten Reisen mehr unternehmen, sagte er: „Und außerdem muss sie meine Hunde füttern.“ Prioritäten sind eben wichtig.

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